Viele Radiohörer, die zum ersten Mal den Bereich der Kurzwelle ausprobieren, sind schnell enttäuscht. Die meisten finden kaum Radiosender und wenn doch, dann ist die Qualität eher schlecht oder das Programm nicht in deutscher Sprache. Liest man dann noch Meldungen über den kompletten Rückzug der Deutschen Welle oder der Reduzierung des Kurzwellenprogramms der BBC, kommen viele schnell zu dem Schluss, dass die Kurzwelle tot sei. Doch die Kurzwelle ist alles andere als tot, wenn man weiß, was man beachten muss. Wir geben euch heute eine erste Orientierung und stellen euch die Meterbänder der Kurzwelle genauer vor.
Zunächst einmal ist es wichtig zu wissen, dass die Kurzwelle anders funktioniert als die drei anderen Radiobereiche. Während bei UKW, Mittelwelle und Langwelle der gesamte Frequenzbereich ausschließlich für Radioaussendungen genutzt wird, stehen auf der Kurzwelle nur bestimmte Frequenzbereiche überhaupt für den Rundfunk zu Verfügung. So findet man im Bereich der Kurzwelle von 3.000 kHz bis 30.000 kHz zum Beispiel auch den Amateurfunkdienst, den CB-Funk, Funkbaken, transatlantischen Flugfunk, Wetterberichte oder auch die Zahlensender der Geheimdienste.
Damit man nicht die ganze Kurzwelle nach Sendern durchsuchen muss, hat man sich schon in der Anfangszeit des Kurzwellenrundfunks darauf geeinigt, nur bestimmte Bereiche zu nutzen. Da man zu jener Zeit allerdings nur in der Lage war die Wellenlänge zu messen, nicht aber die genaue Frequenz, hat man die entsprechenden Bereiche nach der ungefähren Wellenlänge in Metern benannt. Diese Namensgebung hat sich bis heute erhalten und man spricht daher von den Meterbändern auf Kurzwelle. Hier zunächst einmal eine Übersicht über die Rundfunkbänder:
Name | Start | Ende | Morgens | Tagsüber | Abends | Nachts | Bemerkung |
---|---|---|---|---|---|---|---|
120 m | 2.300 kHz | 2.495 kHz | Gut | Schlecht | Gut | Gut | Tropenband |
90 m | 3.200 kHz | 3.400 kHz | Gut | Schlecht | Gut | Gut | Tropenband |
75 m | 3.900 kHz | 4.000 kHz | Gut | Schlecht | Gut | Gut | Allroundband |
60 m | 4.750 kHz | 5.060 kHz | Gut | Schlecht | Gut | Gut | Tropenband |
49 m | 5.900 kHz | 6.200 kHz | Mittel | Mittel | Mittel | Gut | Europaband |
41 m | 7.200 kHz | 7.450 kHz | Mittel | Mittel | Mittel | Gut | Allroundband |
31 m | 9.400 kHz | 9.900 kHz | Mittel | Mittel | Mittel | Mittel | Allroundband |
25 m | 11.600 kHz | 12.100 kHz | Mittel | Gut | Mittel | Mittel | Allroundband |
22 m | 13.570 kHz | 13.870 kHz | Mittel | Gut | Mittel | Mittel | Allroundband |
19 m | 15.100 kHz | 15.800 kHz | Mittel | Gut | Schlecht | Mittel | Weitverkehrsband |
16 m | 17.480 kHz | 17.900 kHz | Schlecht | Gut | Schlecht | Schlecht | Weitverkehrsband |
15 m | 18.900 kHz | 19.020 kHz | Schlecht | Gut | Schlecht | Schlecht | Weitverkehrsband |
13 m | 21.450 kHz | 21.850 kHz | Schlecht | Wechselnd | Schlecht | Schlecht | Weitverkehrsband |
11 m | 25.670 kHz | 26.100 kHz | Schlecht | Wechselnd | Schlecht | Schlecht | Allroundband |
Das 5kHz Stepping
Nur innerhalb dieser Frequenzbereiche kann man also auch wirklich Radiosender finden. Viele Kurzwellenempfänger bieten genau deshalb die Möglichkeit direkt zu den entsprechenden Meterbändern zu springen. Des Weiteren senden die Rundfunksender auf der Kurzwelle immer in einem 5 kHz Raster. Das bedeutet, daß man theoretisch Sender immer nur auf glatt durch 5 teilbaren Frequenzen wie etwa 5.845 kHz, 5.850 kHz, 5.855 kHz usw. findet. Man spricht hier vom sogenannten Stepping (step = engl. für Schritt). Allerdings kann sich die tatsächliche Empfangsfrequenz aufgrund der teilweise riesigen Entfernungen beim Kurzwellenrundfunk schnell mal um bis zu 1, 2 kHz nach oben oder unten verschieben. Gute Kurzwellenempfänger lassen daher meist ein schnelles Durchsuchen der Kurzwelle in 5 kHz Schritten zu und erlauben dann ein Feintuning in kleineren Schritten.
Empfang über den Tag
Was die Kurzwelle einzigartig macht sind die Ausbreitungsbedingungen der Radiowellen. Im Gegensatz zu vielen anderen Frequenzbereichen werden diese bei der Kurzwelle an ionisierten Schichten der Atmosphäre reflektiert. So können sie bei mehrfacher Reflektion zwischen Atmosphärenschicht und Boden problemlos tausende von Kilometern überbrücken. Welche Schichten der Atmosphäre ionisiert werden, hängt allerdings davon ab, ob vor Ort gerade Tag, Nacht oder Dämmerung herrscht. Daher sind auch nicht alle Kurzwellenbänder immer gleich gut zu empfangen. Man spricht hier davon, dass Bänder auf oder zu gehen je nachdem ob ein Empfang möglich ist oder nicht.
Damit ihr wisst, welche Bänder man zu welchen Tageszeiten am besten empfängt, haben wir die Empfangsbedingungen ebenfalls in obiger Tabelle aufgeführt. Bitte beachtet, dass dies aber nur eine grobe Orientierung ist. Besondere Wetterlagen oder astronomische Ereignisse können die Empfangsbedingungen jederzeit verbessern oder verschlechtern. Probieren geht also über studieren!
Die Bänder im Detail
Zum Abschluss noch ein paar Bemerkungen zu den einzelnen Meterbändern. Diese haben im Laufe der Jahre einige Spitznamen erhalten, die schon ungefähr ausdrücken für was ein Band steht.
Das 120 Meter Band, das 90 Meter Band und das 60 Meter Band werden als Tropenband bezeichnet. Grund dafür ist, dass diese Meterbänder hauptsächlich im Bereich der Tropen genutzt werden. Zu schlechte Infrastruktur für UKW Rundfunk und zu schlechtes Wetter für Mittel- und Langwelle sorgen dafür, dass die Kurzwelle für viele Länder im Bereich der Tropen die einzige Möglichkeit für einen landesweiten Rundfunk darstellt. Aufgrund der niedrigen Sendeleistung sind diese Stationen allerdings nur schwer zu empfangen. Am besten ist es, wenn sowohl am Sende- als auch am Empfangsstandort Nacht ist. Mit etwas Glück bekommt man am frühen Abend Stationen aus Asien, in der Nacht Sender aus Afrika und am frühen Morgen dann Rundfunk aus Südamerika rein.
Auch das 75 Meter Band gehört eigentlich in den zu den Tropenbändern. Es wird allerdings auch von einigen europäischen Rundfunksendern genutzt und ist daher eher ein Allroundband. Die Empfangsbedingungen sind aber identisch mit den Tropenbändern, so dass man hier vor allem nach Sonnenuntergang auf Senderjagd gehen sollte.
Das 49 Meter Band ist das mit Abstand populärste Meterband der Kurzwelle. Fast alle europäischen Sender sind hier problemlos zu empfangen, weswegen das Band auch Europaband genannt wird. Legendär ist zum Beispiel die mittlerweile aufgegebene 6.075 der Deutschen Welle. Tagsüber bekommt man hier nur Sender mit großer Leistung zu hören. In der Nacht findet man hier dagegen dutzende, eng beieinander liegender Rundfunksender aus ganz Europa. Gerade für Einsteiger ist dieses Meterband daher sehr zu empfehlen.
Dem Europaband am ähnlichsten ist das 41 Meter Band. Eigentlich ist es ein Allroundband, welches man aber auch als Mittelmeerband bezeichnen könnte. Zu hören sind hier Stationen aus Europa, dem Nahen Osten und Nordafrika.
Ein weiteres Allroundband ist das 31 Meter Band auf dem früher die BBC zu finden war. In den Sommermonaten hat man ähnliche Bedingungen wie auf dem 49 Meter Band. Im Winter hingegen, wenn die atmosphärische Dämpfung sinkt, bekommt man hier auch tagsüber oft Stationen aus der ganzen Welt herein.
Zwei Bänder mit eher mittelmäßigen Eigenschaften sind das 25 Meter Band und das noch recht junge 22 Meter Band. Tagsüber kann man hier recht gut regionale Radiosender empfangen. In der Nacht lassen sich auch weiter entfernte Stationen hören.
Ein weiterer Klassiker unter den Bändern der Kurzwelle ist das 19 Meter Band. Es ist mit Abstand das beste Band für Weitverbindungen, weswegen man auch vom DX-Band spricht. Problemlos kann man hier Stationen aus der ganzen Welt empfangen und das nicht nur Nachts, sondern oftmals auch am Tag. Das 19 Meter Band ist daher ein sehr beliebtes Band für Wellenjäger.
Zwei weitere Weitverkehrsbänder sind das 16 Meter Band und das ebenfalls recht neue 15 Meter Band. Auch auf diesen Bändern kann man auf die Jagd nach weit entfernten Sendern gehen. Allerdings braucht man in der Nacht hier schon bessere Empfänger. Tagsüber gehen diese Bänder auf, allerdings für einen kürzeren Zeitraum als beim 19 Meter Band.
Vor allem tagsüber kann man auf dem 13 Meter Band der Kurzwelle vielen starken Radiosender aus aller Welt lauschen. Nachts dagegen ist hier nur wenig zu empfangen. Auerdem ist das Band recht abhängig von den Sonnenflecken. Aktuell steuern wir wieder auf einen Sonnenfleckenmaximum zu, so daß die Bedingungen auf diesem Band wieder besser werden.
Zu guter Letzt bietet die Kurzwelle noch das 11 Meter Band, welches ein sehr besonderes Band ist. Zum einen unterstützen nicht alle Kurzwellenempfänger dieses Band, weswegen auch viele Sender das Band meiden. Zum anderen ist dieses Band wie kein anderes abhängig vom sogenannten Funkwetter. Daher ist hier normalerweise fast gar nichts zu hören. Bei einem Sonnenfleckenmaximum oder auch bei besonderen Wetterphänomenen können hier manchmal tagsüber für wenige Stunden weit entfernte Sender empfangen werden.